Hallo Barsik,
es gibt durchaus physikalische Phänomene, gerade bei bestimmten Baßlautsprechern, die man als "Einspielen" bezeichnen könnte, d.h. Veränderung wichtiger Parameter während der ersten Betriebsstunden. Das sind zumeist Vorgänge in den Aufhängungen, besonders Zentrierspinne, aber auch Sicke. Wenn diese aus getränktem Gewebe bestehen, kann sich die Struktur in den ersten Betriebsstunden dahingehend verändern, daß geringe Partikel der Tränke sich herauslösen bzw. sich voneinander lösen. Das führt in der Praxis dazu, daß die Aufhängung "weicher" wird, d.h. die Güte steigt typischerweise, die Resonanzfrequenz sinkt. Das läßt sich leicht messen, z.B. die PA- und Carhifi-Chassis von Cervin Vega sind bekannt für eine recht deutliche Parameteränderung in den ersten Betriebsstunden (und ebensolche Schwankungen danach).
Wenn ein Hifi-Lautsprecher aber tatsächlich seine Parameter während der ersten Betriebsstunden ändert, dann bedeutet das, der Hersteller hat ihn vor der Kalibrierung/Paarselektion/Endkontrolle nicht "selber eingespielt". Somit ist der Hersteller auch nicht in der Lage, eine vernünftige individuelle Abstimmung bzw. Paarselektion der Lautsprecher zu gewährleisten. Das Eingeständnis des Händlers, die LS seien noch nicht eingespielt, ist also ein deutlicher Hinweis auf mangelnde Qualität bzw. nichtvorhandene Endkontrolle/Kalibrierung.
Ich habe jedoch auch die Erfahrung gemacht, daß viele Händler solche Dinge einfach daherreden, einerseits weil es "schick" klingt, wenn ein LS eingespielt werden muß, andererseits weil man so beim Kunden die Anfangsfrustration dämpfen kann, wenn der persönliche Traumlautsprecher zuhause doch nicht so toll klingt. In 3-4 Wochen, so hofft der Händler, hat sich der Kunde dann an den schlechten Klang gewöhnt und in dieser Zeit schiebt er seine Unzufriedenheit eben darauf, daß der LS noch nicht eingespielt sei...
mfG,
Tantris