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Bolandi

Selbstversuch zur Forumsbox/ Waveguide?

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Hallöchen zusammen!

 

Ich habe die letzten Tage nochmal ´nen grösseren Selbstversuch zur Forumsbox unternommen; aus Zeitgründen wieder einigermassen improvisiert, da ich aber heute meine ausgeliehenen Veravoxe wieder abgeben muß, wollte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen...

 

Zum Testaufbau: diesmal in meinem eigenen Hörraum, 5x7m, 2,70 hoch, der Raum ist im Bass linearisiert und in den Mitten und Höhen relativ stark bedämpft, aber keinesfalls überdämpft. Es wurde digital ein GAE DCS28 Digitalcontroller angesteuert, ein hochwertiges, frei programmierbares Pa-Teil...

Als Bass kam wieder der Kappa Pro 12 zum Einsatz, diesesmal in einem ca. 50 Liter grossem BR-Gehäuse mit relativer SBB4-Abstimmung (SBB heißt zwar SuperBoomBox, das bezieht sich aber nicht etwa auf die Wiedergabequalität, sondern meint eine unterschwingende, sehr tiefe Abstimmung, mit also sehr gutem Impulsverhalten (theoretisch besser als die QB3), relativ früh einsetzendem flachem Abfall, der sich unterhalb der Abstimmfrequenz dann typisch versteilt...) Da der Kappa eigentlich deutlich zu laut ist, passt der eigentliche Abfall ab 100 Hertz ideal, um per passiver Frequenzweiche den Bass zu linearisieren und gleichzeitig den Wirkungsgrad anzupassen. Die untere Grenzfrequenz liegt so bei unter 40 Hertz, wobei der Pegel zwischen 80 und 40 Hertz um ca. 2 dB abfällt, was Bläheffekte unter Raumeinfluß vermeiden hilft. Mit dem Controller wurde eine passive Weiche 2.Ordnung mit theoretisch deutlich zu großer Induktivität simuliert, verschiedene Trennfrequenzen wurden erprobt, letztlich wurden ca. 330 Hertz gewählt.

Der Veravox saß diesesmal in einem 12 Liter Gehäuse mit interner Schallführung á la symetrischem akustischem Labyrinth und ohne parallelen Wänden, nur schwach bedämpft, nur die beiden Enden des kurzen Labyrinths waren stark bedämpft... Der Controller simulierte einen Bandpass mit schließlich je 12dB/Okt. ohne weitere EQ-Elemente, später wurde dann noch die zusätzliche Wirkung eines Sperr- oder Saugkreises für die Resonanzen oberhalb ca. 4 kHz simuliert.

Die Hochtöner sassen in einem frei verschiebbaren Extra-Gehäuse, das vorbereitet war zur Testmontage verschiedener Waveguide- und Waveguide-Horn-Zwitter-Prototypen. (Zur Definition von Waveguide im Falle der Unklarheit bitte meinen Beitrag in der Diskussion zur Hochtönerabstimmung mit Betreff "Waveguide" lesen... Waveguide ist kein druckkammerloses Horn...)

Alle Varianten wurden mit div. Methoden gemessen und immer auch mit verschiedensten Musikmaterialien und verschiedenen Pegeln gehört...

 

Erstmal zum Bass und zur Harmonie mit dem Mitteltöner: die Ergebnisse des ersten Versuches haben sich voll bestätigt, harmoniert ausgezeichnet, spielt völlig ausreichend tief, sehr druckvoll, trotzdem sehr trocken und dynamisch... als Vergleich mussten je zwei Eton 11-581/50 Hex, zwei Davis 25 SCA 10 W und ein Visaton TIW 360 herhalten, die aber alle in der Kombination mit dem Veravox deutlich schlechter abschnitten...

Zu den Mitten: der Veravox spielt, sinnvollen Einsatz vorausgesetzt, in den Mitten ausgezeichnet linear und neutral auch bei höchsten Pegeln mit ausgesprochen dynamischem Verhalten. I love it...! ;-) Er reagiert aber auffällig auf Pegelabsenkungen mittles Vorwiderstand oder Spannungsteiler, das sollte man ihm, glaube ich, nicht antun...

Da neulich mal die Frage aufkam, ob er denn wirklich den Mehrpreis beispielsweise zum Audax wert sei, kann ich nur sagen: als reiner Mitteltöner betrieben bis höchstens 4 kHz ist der Aufpreis mehr als gut angelegt... Den Bereich über 4 kHz finde ich nicht unkritisch, aber gut handhabbar, Bass würde ich ihm aber nicht mal in´nem Horn abverlangen wollen, um die Mittenwiedergabe nicht zu verschlechtern...

Direkt verglichen mit anderen Mitteltönern habe ich ihn jetzt aus Zeitmangel aber nicht, wozu auch, er steht als Bestückung ja schon fest und ist ganz klar ´ne gute Wahl.

Zum Hochtöner: Unter anderem habe ich nochmal Bändchen und ähnliches ausprobiert: ein älteres Jordanow-Bändchen ohne und mit einem selbstgebauten Waveguide, ein Stage-Accompany-Bändchen mit und ohne serienmässigem Kurzhorn, den ER4 mit und ohne selbstgebauten Waveguide, einen Magnetostaten vom Swans-Typ (allerdings No-Name) mit und ohne diy-Waveguide. Nach diesen Versuchen muß ich meine Aussage von neulich etwas relativieren: mit´nem recht einfachen Waveguide ist sicher auch das Cantare-Bändchen uneingeschränkt in der Lage bei jedem Pegel sinnvoll auch schon bei unter 4kHz an den Veravox angekoppelt zu werden. Nach wie vor bin ich aber absolut überzeugt, daß von der Wiedergabecharakterisitik eine gute kleine Kalotte einfach besser zum Veravox passt. Den Magnetostaten empfand ich als völlig unpassend (auch bei geringem Pegel), am besten hätte mir noch der ER4 gefallen (was mich eher überrascht hat...), dieser würde aber auch zwingend eines Waveguides bedürfen... (Mit ´nem Waveguide läßt sich übrigens der ansteigende Pegel des ER4 meiner Meinung nach sinniger linearisieren, als über die Bedämpfung; zugleich läßt sich das Abstrahlverhalten harmonisieren...)

Sehr gut hat mir eine ältere GIA-Inverskalotte gefallen, (resp. Konushochtöner, wie man´s eben nennen will) und die alte 50mm RCF-Glockenklang-Kalotte, beide sind aber eh´nicht im Rennen, weil für Selbstbauer nicht mehr erhältlich (soweit ich weiß)...

An Kalotten kamen der NoFerro12, die NoFerro-Variante des k21FD, der NoFerro 600 G, der Eton 19 SD1, der Morel MDT 37 und MDT 40, sowie der Excel T 25 C001 und die typischen 19 + 28mm Scan-Speak-Kalotten und eine modifizierte Nova TN19 (I.T.Car-HiFi) zum Einsatz... Die meisten wurden ausschließlich mit den Waveguides betrieben, um den Wirkungsgrad anzupassen. Als eindeutige Favoriten haben sich wieder die 19mm Gewebekalotten gezeigt, mit kleinen Vorteilen für den NoFerro 12 und für den Eton 19SD1, für letzteren vor allem wegen seiner sehr hohen Belastbarkeit aufgrund des großen linearen Auslenkungsvermögens. Die Metallkalotten konnten in dieser Kombination nicht überzeugen, hier würde ich dann doch die Bändchen bevorzugen... Alles sind natürlich meine subjektiven Eindrücke und auf die endgültige passive Box nur bedingt übertragbar, aber zumindest für mich trotzdem aufschlußreich...

Meine Versuche mit unterschiedlichen Trennfrequenzen und Ordnungen lassen mich als Trennung im Mittelhochtonbereich ca. 3,8 kHz mit 12/dB/Okt. präferieren, dann bedarf der Veravox aber schon noch einen Saug- oder Sperrkreis für die anschließenden Resonanzen. Für die Hochtonfraktion erscheint mir nach meinen Versuchen ein Waveguide mit den meisten verwendbaren Hochtönern nicht nur sinnvoll sondern auch trotz des Entwicklungs- und Bauaufwandes ausgesprochen attraktiv. Neben der reinen Wirkungsgradanpassung steigt erstens die Belastbarkeit der Hochtöner und sie spielen bereits bei geringem Pegel deutlich entspannter, zweitens ergibt sich die Möglichkeit das Abstrahlverhalten mit dem Veravox zu harmonisieren, drittens nähern sich die akustischen Zentren, was sich in meinen Hörversuchen als durchaus positiv bemerkbar machte, und viertens ist es eine im DIY eher ausgefallene Variante mit optischer Attraktivität.

Die Entwicklung des Waveguides würde ich übernehmen, ich würde auch versuchen sowohl eine optimierte, aber handwerklich aufwendigere Variante, als auch eine möglichst simpel für den Selbstbauer realisierbare Möglichkeit auf die Beine zu stellen. Bei Interesse könnte ich gegen eine geringe Aufwandsentschädigung sogar eine Kleinserie fertigen oder fertigen lassen. Ein entsprechendes Waveguide würde universell an die allermeisten Hochtöner des jeweiligen Types passen (z.B. universell für 19mm-Kalotten ohne hornansatz), liesse sich also auch für andere Projekte nutzen. Die Frage ist nun aber, wie attraktiv zum Einen die Entwickler und Interessenten an der Forumsbox und zum anderen die DIY-Gemeinde insgesamt ein entsprechendes Waveguide-Projekt finden. Ich bitte um Rückmeldung.

 

Insgesamt ergibt sich nach meiner Meinung durchaus eine sehr hochwertige Box, bei entsprechender, scheinbar relativ einfacher Beschaltung ausgesprochen neutral, dynamisch, auch "ungesoundet" mit hohem Spaßfaktor, jederzeit in der Lage sauber auch sogenannte "Originallautstärken" wiederzugeben, bei akzeptablen finanziellen Aufwand und noch wohnraumtauglichen Volumen... Die Vergleiche mit div. vorhandenen Systemen sind jedenfalls sehr vielversprechend; Herz, was willst Du mehr...? ;-)

 

Die nächsten zwei-drei Wochen werde ich mich aus beruflichen Gründen wieder aus der Diskussion größtenteils heraushalten müssen, man kann mich gerne aber auch direkt per Mail ansprechen... (Ars.Bolandi@aon.at)

 

Schöne Grüße, Günther

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Ich kenne Waveguides nur aus der Antennentechnik im GHz-Bereich.

Kannst du mir irgendwelche technischen Infos dazu zukommen lassen, was man im Audio-Bereich darunter versteht und wie man es dort aufbaut?

Bitte per email

Danke

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Hallo

Ich bin mal so frei diesen Text zu verwenden,da fast identisch.

 

>Ich kenne Waveguides nur ( beruflich!) aus der Antennentechnik im

>GHz-Bereich.

>Kannst du mir irgendwelche technischen Infos dazu zukommen

>lassen, was man im Audio-Bereich darunter versteht und wie man

>es dort aufbaut?

>Bitte per email

>Danke

 

Web Adresse hast du ja.

Gruß

Lenz

 

PS.Wenn du mir exakte Daten nennst kann ich dir event.welche fräsen.Sind dann zwar etwas größer als die Gigahertz Teile,aber was solls.

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Hallo Günther,

 

da hast Du Dir aber eine Menge Arbeit angetan. Hab´ auch ein paar Projekte mit "Trichtern" hinter mir, bzw. in arbeit. Meiner Meinung nach verhalten sich Hörner und Waveguides (für den Mittel-Hochtonbereich) an verschiedenen Chassis höchst unterschiedlich (T&E= wohl unumgänglich), weshalb mir die >>angedachte universelle Einsatzbarkeit für z.B. alle 19er Kalotten<< kaum erfolgversprechend erscheint.

Angeblich soll ja das Abstrahlverhlten eines LS die messbare Klanggröße überhaupt sein, selbstredend sollte das Abstrahlen der ganzen Box Berücksichtigung finden. Aber gerade darin liegt ja die Schwierigkeit (Abnahme der Bündelung zu tiefen Frequenzen und gleichmäßiges Abstrahlen unter Winkel).

Könntest Du bitte eine paar Daten Deiner Test-WG´s nennen (Hals- Mundfläche, Länge), um Deine "Ziele" abzuschätzen.

 

Grüße

meffi

 

P.s.: vielleicht könnten wir uns mal treffen, zum Erfahrungsaustausch (oder falls ich mal eine richtig gute Box hören will), von Kufstein sind ja "nur" ca. 100km.

 

 

 

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Hallöchen, Meffi!

 

Um das Verhalten von Hörnern und Waveguides im Hochtonbereich abzuschätzen bietet sich meiner Erfahrung nach eine Aufteilung in drei Gruppen an. (Mitteltonhörner + Waveguides sind nochmal komplizierter...)

 

Hörner für Kompressionstreiber verhalten sich mit jedem passenden Treiber praktisch identisch, d.h. das Abstrahlverhalten und die Verstärkungskurve (Verstärkung über Frequenz...) des Horns bleibt voll erhalten. Für Versuche mit adaptierten Treibern (z.B. HiFi-Inverskalotten an 1"-Hörner angepasst) gilt mehr oder weniger das im nächsten Absatz gesagte...

 

Bei quasi druckkammerlosen Hörnern beeinflusst die Membran- und Sickengeometrie, die Membranstabilität, sowie der Übergang vom Treiber zum Horn sowohl die Abstrahlung als auch die Verstärkungskurve entscheidend. Kritisch ist hierbei oft der Übergang vom Treiber zum Horn; hier bildet sich oft doch so eine Art Druckkammer, die einerseits durch Kompression Bereiche verstärkt und andererseits einen Tiefpass bildet, der die Höhen absenkt, oder es bilden sich Reflektionskanten, die zu Auslöschungen durch Phantomschallquellen führt. Vorhersagen über das Verhalten eines bestimmten Treibers in einem solchen Horn sind nur schwer zu treffen.

 

Bei Waveguides mit sehr stark parabolischem Hals oder deutlich der Membran an Fläche überlegenem Hals bleibt das Abstrahlverhalten mit den allermeisten passenden Treibern identisch, in der Verstärkungskurve ergeben sich nur leichte Differenzen, die problemlos über die Frequenzweiche kompensiert werden können. Allerdings können sich bereits am Treiber integrierte Hornstummel negativ bemerkbar machen, vorzuziehen sind glatte Frontplatten mit vorstehenden Kalotten.

 

Das von mir angedachte Waveguide zählt zur letzteren Gruppe; der zuletzt aufgebaute Prototyp ergab mit allen getesteten 19mm-Kalotten (Seas-No-Ferro-Gewebe- und Metall-Kalotte, Nova TN19, Eton, Scan Speak 2008 und 2010) ein sehr ähnliches Abstrahlverhalten und einen identischen Nutzbereich, die Verstärkungskurve unterschied sich nur im unteren Nutzbereich durch Differenzen bis ca. 1,5dB, dies war auf die diversen Frontplattenausformungen zurückzuführen. Der Nutzbereich beginnt dabei bei ca. 2,2 kHz, der horizontale Nutzwinkel liegt relativ konstant bei 75° im unteren Nutzbereich bis 70° bei ca. 12kHz. Die Halsfläche liegt jetzt bei ca. 9 Quadratzentimeter, der Querschnitt wechselt von innen nach aussen von stark parabolisch über konisch auf stark hyberbolisch, der momentan asymmetrische Mund ist 14cm breit bei 5 - 7 cm Höhe... Damit läßt sich das Waveguide meiner Meinung nach eben relativ universell mit den meisten 19mm-Kalotten in Kombination mit 13-15cm TMTs bei Trennfrequenzen zwischen 2,2 und 4 kHz verwenden.

 

Meiner Meinung nach ist die Bedeutung des Abstrahlverhaltens für die Klangqualität abhängig vom Einfluß des Diffusschalles am Hörplatz. Für Nahfeldmonitore mit keinen benachbarten Reflektionsflächen wäre auch völlig unregelmässiges Abstrahlverhalten noch akzeptabel, aber bei typischen Abhörbedingungen im HiFi-Bereich kommt dem Abstrahlverhalten schon eine entscheidende Rolle zu.

 

Gegen ein Treffen hab´ich überhaupt nix einzuwenden... ;-) Allerdings bin ich momentan praktisch ständig beruflich unterwegs, mal gucken...

 

Schöne Grüße, Günther

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