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Entstehung eines Lautsprechers

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Hallo Horst!

 

Da sich nun ein altgedienter Veteran des Lautsprecherbaus unter den aktiven Mitgliedern hier im Forum befindet, würde mich doch einmal stark interessieren, wie man die Entwicklung eines Lautsprechers beginnt. Welche gedanklichen Ansatzpunkte stehen am Anfang einer kompletten Neuentwicklung?

 

 

Viele Grüße.

 

**Patrick**

 

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>Hallo Horst!

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>Da sich nun ein altgedienter Veteran des Lautsprecherbaus

>unter den aktiven Mitgliedern hier im Forum befindet, würde

>mich doch einmal stark interessieren, wie man die

>Entwicklung eines Lautsprechers beginnt. Welche gedanklichen

>Ansatzpunkte stehen am Anfang einer kompletten

>Neuentwicklung?

>

>

>Viele Grüße.

>

>**Patrick**

 

Lieber Patrick,

Du möchtest also, dass ich mit dem Verfassen meiner Memoiren beginne ..?

Bei uns in Asbach gibt es noch mehr Veteranen. Ein Mal pro Jahr ziehen einige von Ihnen (die, die noch laufen können) von Haus zu Haus und sammeln Spenden. Wenn sie damit fertig sind, stellen sie zunächst ein großes Zelt auf und formieren dann einen Zug, der – begleitet von einer Marschmusikkapelle – durch den Ort zieht. Alle Asbacher haben dafür die bayerische Fahne ins Fenster gehängt und schließen sich dem Zug an, sobald er an ihrem Haus vorbeikommt. Am Ende landen alle in dem großen Zelt und saufen Bier zu Marschmusik. Mein Hund wurde dabei immer ganz narrisch, denn er wählt die Grünen. Tja, so ist das mit den Veteranen.

 

Ich baue Lautsprecher, die ich selbst kaufen würde. Daraus ergeben sich die Forderungen für ein neues Lautsprechermodell: irgendetwas an einem vorhanden Lautsprecher gefällt mir nicht mehr. Durch die Verbesserung entsteht der neue Lautsprecher. Alle zehn Jahre werde ich richtig unzufrieden. Dann gibt es eine Zäsur. Der neue Lautsprecher wird nicht nur technisch sondern auch optisch völlig neu entwickelt. Das Ergebnis erinnert dann nur nach einem zweiten Blick an ein Produkt von HGP.

Eine völlige Neuentwicklung geschieht immer in einem größeren Zusammenhang. Es sind viele Dinge, die den Anstoß dazu geben.

Bei der Neuentwicklung unserer Treiber ging’s in Singapur los, wo ein kleiner Chinese auf dem Messestand unseres Vertriebes erschien. Er hatte eine CD mit chinesischer Volksmusik dabei. Der Lautsprecher hieß Fuga SuperTech, dessen Mittelhochtonbereich den Gast in Verzücken versetzte. Und dann kam die Stelle mit dem Gong. Chinesen lieben chinesische Gongs. Und ihre Nachbarn auch. Deshalb muss ein Lautsprecher in Singapur in der Lage sein, den Besitzer und auch seine Nachbarn mit dem Klang eines chinesischen Gongs zu beglücken. #####!

Wie muss ein Tieftöner aussehen, der einen chinesischen Gong mit hoher Lautstärke genauso gut reproduzieren kann wie den Basso Continuo auf der CD einer romantisch veranlagten 18-jährigen? Das ist eine Herausforderung! Und als wir sie bewältigt hatten, ging's erst richtig los: Das neue Meisterwerk unseres Chassislieferanten bietet eine solch große Bandbreite an Möglichkeiten, dass die vorhandenen Treiber für Mittel- und Hochtonbereich alt aussahen. Wenn Du einen unserer Lautsprecher schon mal gehört hast oder die Presseberichte unserer Lautsprecher kennst, dann weißt Du, wovon ich spreche: gerade der Mitteltonbereich und vor allem der „SuperTech" (-Hochtöner) sind Chassis allerfeinster Qualität. Diese zu verbessern und damit zusammen mit dem neuen Tieftöner eine neue, bessere, ausgeglichenere klangliche Einheit zu schaffen, ist eine spannende Herausforderung.

 

http://www.hgpaudio.com/files/paar.jpg

 

Links im Bild siehst Du den bisherigen Mitteltöner der Corda SuperTech, rechts den neuen.

Die Unterschiede: Unter dem größeren Magneten siehst Du kleine Schlitze. Sie sind die Hinterbelüftung der Zentriermembran, die dem Chassis zu mehr Dynamik verhelfen. Die Korbstege sind schmaler, damit weniger Reflexionen von Frequenzen mit kurzen Wellenlängen auftreten. Das ist gut für den oberen Mitteltonbereich, da, wo die Übernahmefrequenz zum Hochtöner liegt. Weil es nun detailreicher und farbiger klingt, muss auch der Membranwerkstoff angeglichen werden, weswegen Du auch unterschiedliche Membranstrukturen sehen kannst.

Da ich in diesem Kontext gerne kokettiere, bleiben die Körbe nach außen unverändert. Man sieht der Corda² den Qulitätssprung nicht an, denn die neuen Treiber sehen von außen unverändert aus.

 

Wir haben vor 13 Jahren einen Lautsprecher vorgestellt, der eine ideale Gehäuseform aufwies:

 

http://www.hgpaudio.com/files/le_sw.jpg

 

Unser Lautsprechermodell KLASSIK LE, vorgestellt in STEREO 4/1990.

Was besonders auffiel, waren die Messungen, aus denen hervorging, dass die Störungen im Innenraum dieses Lautsprechers wesentlich geringer ausfielen als bei dem Schwestermodell, das über eine klassische, eckige Gehäuseform verfügte.

Daran habe ich mich erinnert, als alle neuen Treiber der Serie SuperTech fertig waren.

Die neue Gehäuseform der Serie SuperTech ist optimal: Unser Zwei-Kammer-Resonanzsystem arbeitet noch präziser, weil es vollkommen ohne Dämpfungsmaterial auskommt.

Unsere neuen Lautsprecher sind also weder formal eine Schummelpackung, in die wir alte Technik einbauen, noch technisch unvollkommen, da wir die neuen Treiber in einer idealen, neuen Umgebung einsetzen.

 

Für die Corda² ist ein chinesischer Gong kein Thema mehr. Mit seiner extrem hohen Belastbarkeit eignet sich der Lautsprecher nun auch für Heimkino. Für Letzteres benötigt ein Hersteller eine ganze Produktfamilie, weil die Anwender zu ganz unterschiedlichen Kombinationen greifen möchten, die sich formal nicht unterscheiden. Deshalb entstehen gerade weitere Hauptlautsprecher, Subwoofer und Centerlautsprecher.

 

Komplette Neuentwicklungen gibt es bei HGP also nicht. Dazu gibt es keinen Anlass.

Bei Null fangen nur jene Entwickler an, die noch keine Vergangenheit haben. Wir greifen auf Bewährtes zurück und verbessern und erweitern es zu neuen Produkten. Diese beinhalten den „Geist“ von zwanzig Jahren HGP, der immer schon seiner Zeit etwas voraus ist.

 

Viel Spaß beim Musikhören

Horst

 

 

 

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Hallo Horst,

 

heißt das, daß Du einmal in jedem Jahr, nach (oder trotz) des Verlustes von einigen dem Alkohol zum Opfer gefallenen Gehirnzellen einen neuen (oder besser gesagt; alten neuen) Lautsprecher kreierst !?!

Da muß ich sagen Hut ab oder auch Flasche leer (aber das war ja wieder etwas anderes).

 

Ansonsten schöne Beschreibung, geh ruhig noch mal mehr in die Tiefe.

Experimentiert Ihr auch mit Holzsorten ?

 

Schöne Grüße aus dem Jeckenverseuchten NRW

 

:-) JE was here ! :-)

 

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>Hallo Horst,

Hallo JE,

>

>heißt das, daß Du einmal in jedem Jahr, nach (oder trotz)

>des Verlustes von einigen dem Alkohol zum Opfer gefallenen

>Gehirnzellen

 

das ist eine infame Unterstellung! :-)

 

>einen neuen (oder besser gesagt; alten neuen)

>Lautsprecher kreierst !?!

 

Ja.

 

>Da muß ich sagen Hut ab oder auch Flasche leer (aber das war

>ja wieder etwas anderes).

>

>Ansonsten schöne Beschreibung, geh ruhig noch mal mehr in

>die Tiefe.

 

Das ist so eine Sache mit der "Tiefe":

1.) dieses Forum soll allen HGP Freunden Spaß machen. Wenn meine Erklärungen zu "technisch" werden, wenden sich sicherlich einige Freunde unseres Hauses mit Grausen ab. Sie wollen eigentlich nur Spaß am Musikhören haben und vertrauen uns und unserer technischen Kompetenz auch ohne detaillierten Erklärungen.

Andererseits bin ich mir sicher, dass die technisch kompetenten Leser die Details hinter meinen Erklärungen auch so verstehen.

 

2.) fast alle technischen Details unserer Lautsprecher sind einfach nur konsequent angewendete Physik. Das sind also keine "speziellen ausgependelten Mysterien" aus der Hexenküche von HGP. Als Ingenieur bin ich der Überzeugung, dass die Physik - wenn sie denn konsequent angewendet wird - völlig ausreichend für die Entwicklung eines Lautsprechers ist.

 

>Experimentiert Ihr auch mit Holzsorten ?

 

Das ist schon lange her. Wir haben schon zu Beginn von HGP (1983) mit verschiedenen Werkstoffen für die Gehäuse von Lautsprechern experimentiert. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen haben zu den Sandwichsystemen bei unseren Lautsprechergehäusen geführt. Es gibt nämlich keinen einzelnen Werkstoff, der sich für den idealen Aufbau eignet. Nur die Anwendung von mindestens zwei Werkstoffen mit entsprechenden akustischen Eigenschaften führen zu den gewünschten Ergebnissen.

>

>Schöne Grüße aus dem Jeckenverseuchten NRW

>

Schöne Grüße aus dem faschingverseuchten Niederbayern

Horst

 

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