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Tuvok

Filmkritik: Maria voll der Gnade

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Meinung, Informationen, Hintergründe, alles zusammengemixt:

 

Filme die sich um Drogen drehen werden oft gemessen an so guten Filmen wie „Traffic – Die Macht des Kartells“. War es hier ein Mädchen das Drogensüchtig war, ist es in diesem vorliegenden 109 Minuten langen Film ein Mädchen das von Kolumbien aus nach New York fliegt, um als Maultier zu arbeiten. Sprich als Drogenkurier für Kolumbianische Drogenbosse. Erwartet wird sie von ein paar ganz üblen Gangstern, die absolut nichts menschliches haben, außer Ihre Ausdünstungen, und Ihre Exkremente.

 

Der Film ist sehr ehrlich offen und genau gemacht worden. Die Darstellerin, 23 Jahre alt, spielt eine 17 Jährige Frau, die in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen ist, und als Blumenbinderin in einer kleinen Stadt in Kolumbien arbeitet. In einer Stadt wo es außer einer Firma nichts gibt als Arbeitsgeber. In der Firma werden Blumen gebunden, vorzüglich Rosen.

 

In der Nähe von Bogotá oder rundherum ist alles arm, die Stadt ist selber auch arm, die Einwohner auch, aber was hier rund um die Stadt geboten wird, das ist echt arg. Keine richtige Lebensqualität, keine Versicherung, keine Möglichkeit ein geordnetes Leben zu führen.

 

Es gibt keine Arbeitslosenversicherung, Großfamilien, und kleine Wohnungen. So auch MARIA ALVAREZ, die mit Ihrer Oma, Ihrer Mutter und Ihrer Schwester samt deren Sohn zusammen lebt. Die Schauspielerin selbst eine wunderschöne Frau mit herrlichen rehbraunen Augen, und einem wirklich tollem Charme. Man merkt so nebenbei das Frauen die nicht aus westlichen Gegenden stammen viel normaler und weniger materialistisch sind, als Frauen die aus südlichen Ländern oder aus armen Verhältnissen kommen, was echt ein Augenöffner ist.

 

MARIA hat ja einen Freund, JUAN, der ist eigentlich nur ein Idiot. Er sauft, er ist unlustig, und vögeln will er nur wenn er will, also da ist MARIA schon viel emanzipierter als er, denn sie macht was er will, auch als sie weggeht, für Ihren Job, eine Lösung sucht, denn das ganze Geld muß sie Ihrer Schwester für deren Sohn PAQUITO geben.

 

Da war so eine nette Auseinandersetzung in einer Apotheke, wo die Schwester, und die Mutter meinte, MARIA sollte ruhig Ihr Geld hergeben, es war sehr wenig, 9.600 Pesos, nach unserem Geld ca. 3,6 Euro, ja nicht mal 4 Euro und das ist Ihr Monatslohn. Da verstehst man das sie dem Angebot eines Mannes folgte, FRANKLIN hieß er, der sie auf dem Motorrad nach Bogotá mitnahm, der sie mit einem Drogenbaron zusammenbrachte, der neue Maultiere braucht.

 

Man merkt richtig wie sie sich geängstigt hat im Flugzeug nach New York, denn der 1. Job dieser Art ist ja nicht ohne, und noch dazu muß man so grausliche große Heroinkugeln schlucken, oder eher zylinderförmige Zäpfchen die sehr groß sind.

 

Ich finde die Schauspielerin hat das alleine schon gut gespielt, wie sie auf FRANKLIN reingefallen ist, der sie mit seinem Charme umgarnt hat. Und ich finde das der Regisseur Joshua Marshton eine sehr gute Geschichte umgesetzt hat. Eine Geschichte die zwar sehr oft vorkommt, aber in dieser Intensität meines Wissens bis jetzt nicht zu sehen war. Wir wuchsen in dem Glauben auf, das Filme wie „Scarface“ einfach cool waren, aber während Brian de Palma diesen Film eher auf Hollywood zugeschnitten hat, wurde dieser Film, der auf der Berlinale ausgezeichnet wurde und sogar eine Oscarnominierung als bester ausländischer Film bewertet wurde, leider bekam er den Oscar nicht, ist dieser Film mehr das total realistische Gegenstück zur Hollywoodschmiede.

 

Man kann sich ja das ganze nicht vorstellen, denn wenn man 4 Euro im Monat verdient, als normaler Monatslohn, das ist ja unglaublich mehr als wenig, und dann bietet dir einer an 5.000 US $ am Tag zu verdienen, nur mit einem Auftrag, dann ist es schon klar das man den annimmt. Das Problem kam ja noch denn die 15 Jährige Cousine BLANCA, von MARIA, will natürlich auch mit, denn FRANKLIN, der Vermittler von Drogenkurieren (er sucht Maultiere aus), ist der Überzeugung, je jünger desto besser.

 

Man soll sich nicht so schön anziehen, und man sollte es gleich so machen das man ganz cool ist, aber das ist ja nicht so leicht. Wer schon mal am Flughafen war und aus Jux und Freude einen Sprengstoff versteckt hat, um eine Kloschüssel in die Luft zu jagen, und sich zu erfreuen was da überall so herumfliegt, Ex Fressalien z.B. der weiß wie gefährlich es ist unentdeckt da was zu tun, noch dazu die Angst die dich befällt, nicht erst seit den Terroranschlägen vom 11.9.

 

Arg fand ich es das sie eigentlich schwanger war, sie hat das sogar verheimlicht als sie wegflog, aber das war Ihr Glück, denn in New York wurde sie nicht gefilzt. Eine schlimme Geschichte war das mit LUCY, denn die war ja die Erfahrene, die Ausbildnerin kann man fast sagen, 2 x hat sie den Trip schon gemacht. Doch es ging Ihr sehr schlecht als sie ankam.

 

Meinung und einige Informationen dazwischen eingestreut:

 

Unglaublich intensiv fand ich die Szene als sie am JFK Flughafen in NY war, und sie wurde festgenommen, obwohl sie als Neuling dieser Arbeitsart, sehr ruhig aussah, und sie hatte eigentlich schon 62 Päckchen mit Heroin in Ihrem Körper, eigentlich viel mehr als sie müßte für die Größe. Die Angst was man dabei hat, kann man nicht beschreiben, und die Schauspielerin hat das sehr gut rübergebracht.

 

Es ist die Mischung zwischen Spannung, Laienhaften Darstellern die diesen Film zu einem wahren Glücksfilm machen lassen. 4,2 cm lange, 1,4 cm im Durchmesser, 10 Gramm schwer sind die großen Heroinpackerl, und der Regisseur hat mit einem echten Maultier geredet und dann diesen Film so billig wie möglich gedreht, also basiert der Film auf ganz realen Ereignissen wie sie oft täglich vorkommen.

 

Unglaublich auch diese Informationen:

 

Da Drogenhandel gesetzwidrig ist, sind sämtliche Angaben in Bezug auf Drogenkuriere per se unvollständig. Die unten angeführten Statistiken sollen nur dem Zweck dienen, Hintergrundinformationen zu der Geschichte in Maria voll der Gnade zu geben.

 

• Durchschnittsmenge Heroin oder Kokain, die in einem Drogenpäckchen enthalten ist, das von einem Drogenkurier geschluckt wird: 10 Gramm

• Anzahl der Päcken, die ein durchschnittlicher Drogenkurier schlucken kann: 80-125 (800 Gramm - 1.25 Kilogramm)

• Möglicher Verdienst eines Drogenkuriers auf einer Reise: 5.000 - 8.000 Dollar

• Durchschnittliches Jahreseinkommen in Kolumbien 2002: 1.830 Dollar

• Ein Kilo Heroin, das aus Opium im Wert von 4.000 Dollar gefördert wurde, bringt in New York 75.000 - 100.000 Dollar ein. Es wird dann in eine "Drogenmühle" gebracht, wo es mit verdünnenden Substanzen gestreckt und in ca. 35.000 Briefchen à zehn Dollar verpackt wird. Auf der Straße ist das ursprüngliche Kilo jetzt 350.000 Dollar wert

• Geschätzte Summe, die Amerikaner jährlich für Kokain und Heroin ausgeben: 46 Milliarden Dollar

• Geschätzte Anzahl an Amerikanern, die "chronische" oder gelegentliche Abnehmer von Kokain und Heroin sind: sechs Millionen

• Südamerikanisches Heroin überwiegt im nordostamerikanischen Markt, in vielen Städten des Südens (Baltimore, Atlanta, Miami, Washington DC) und im mittleren Westen (Chicago, Cleveland, Detroit)

• Prozent der kolumbianischen Landbevölkerung, die 2001 in Armut lebt: 80 %

• Offizielle Arbeitslosenquote in Kolumbien, 2002 : 15,65 %

• Anzahl der Drogenkuriere ("Schlucker" und "Einführer"), die im Rechnungsjahr 2003 (01.10.2002 - 30.09.2003) am JFK abgefangen wurden: 14.512

o Davon: 38 weiblich (26 %)

o Davon: 107 männlich (74 %)

o Jüngster: 17 Jahre alt

o Ältester: 65 Jahre alt

• Anzahl der Drogenkuriere ("Schlucker" und "Einführer"), die im Rechnungsjahr 2004 (01.10.2003 - 30.04.2004; Festnahmen ab Zeitpunkt der Erhebung nicht mitgerechnet) am JFK abgefangen wurden: 5.713

o Davon: 23 weiblich (40 %)

o Davon: 34 männlich (60 %)

o Jüngster: 16 Jahre alt

o Ältester: 72 Jahre alt

 

 

Der Ausbau des internationalen Flugstreckennetzes hat einer neuen, effizienten Methode des Drogenschmuggelns von Erzeugerländern zu Verbrauchermärkten die Türen geöffnet. Eine Methode, die Drogen zu verstecken, so dass sie nicht leicht entdeckt werden, besteht darin, diese in kleinen Päckchen verpackt zu schlucken oder in den Körper einzuführen. Das erste Mal, dass so ein Fall an die Öffentlichkeit trat, war 1973 in Toronto: ein Mann wurde mit Darmverschluss ins Krankenhaus eingeliefert - 13 Tage nachdem er ein Kondom gefüllt mit Haschisch geschluckt hatte. Beamten des JFK International Airport haben erst seit Anfang der 1980er mit "Schluckern" und "Einführern" zu tun.

 

Der Regisseur lebt in Brooklyn, hat viel mit Kolumbianern zu tun hat auch bei diesem Debütfilm mit einer Frau gesprochen die selber verhaftet wurde, und kam auf die Idee den Film zu drehen. Wenn ein Mensch in Amerika stirbt, der ein Drogenkurier aus Kolumbien war, dann wird er einfach namenlos beerdigt, und ein gewisser Orlando Tobón ist der Mann der die Leichen dann nach Hause schickt, er war so was wie Berater für den Film, denn er schon 400 Leichen nach Kolumbien nach Hause schicken lassen.

 

Das ländliche Kolumbien war in Ecuador, dort hat der Regisseur recherchiert. Und als Joshua der Regisseur alles zusammen hatte, kontaktierte er den berühmten Paul Mezey, der den Film „La Ciudad“ geschrieben hatte und der arbeitete dann am Drehbuch. Die Produktion wurde fast verschoben, denn in den 6 Monaten wo 800 Bewerberinnen für die Rolle der MARIA vorgesprochen haben, wussten beide, es wird nichts, doch dann drehte der Regisseur den Videorekorder auf wo eine VHS Kassette mit Bewerberinnen aus Kolumbien waren, und da war sie, die Laiendarstellerin Catalina Sandino Moreno.

 

3 Wochen wurde dann geprobt, und dann wurde begonnen mit dem Drehen, und das in gar nicht so langer Zeit, und noch dann war alles endlich im Kasten. Man drehte den Film in Spanisch, auch gar nicht so oft, denn normal werden Filme in Südamerika in Englisch gedreht, aber in Kolumbien und in anderen Bundesstaaten war der Film ein großer Erfolg.

 

Was überbleibt vom Film?

 

Trauer, Bestürzung, Freude, nicht nur eine der schönsten Schauspielerinnen gesehen zu haben der letzten Zeit, und noch dazu eine der innovativsten.

 

90 von 100

 

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