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Tuvok.

Filmkritik: Kriegerin

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Sich den Film in Digital anzusehen kostet meistens 1 € mehr, aber das lohnt sich, weil die Bildqualität viel schöner ist, merklich schöner als wenn man sich den Film einfach nur in Nicht Digital ansieht wie es früher war. Ich habe unzählige Filme in meinem Leben gesehen aber nur an ganz wenige kann ich mich erinnern, maximal an 2 - 3.000 Filme, oder waren es 2 - 300? Ich weiß nicht mehr, egal. Dieser Film, 100 Minuten lange, gehört in diese Kategorie, auch wenn es ein Film ist der in Kinos läuft dessen Sitze ein Horror sind, die Bequemlichkeit zum kotzen ist, und nicht mal eine Klimaanlage im Simmer vorherrscht.

 

Klingt schlimm, aber macht nichts, es gibt schlimmeres, z.B. in ein abgewracktes Haus zu gehen wie MARISA im Film und in einen Nagel zu treten. Oh Mann das tut höllisch weh, ich hatte das Vergnügen schon, auch wenn es kein großer Nagel war, ich habe auch hin und wieder das Vergnügen wenn ich mir zu Hause einen Film auf DVD angucke und dann aufs Klo laufen muss, weil meine Blase ziemlich voll ist, dass ich mit meiner kleinen linken Zehe, die schwächste Zehe an meinem menschlichen Körper, versehentlich auf der Türecke hängen bleibe. Wer das Gefühl kennt, ja der weiß was höllische Schmerzen sind, noch dazu wenn die Blase voll ist, dich haut es auf die Schnauze und du musst dann ins Klo robben, oder du pisst dich m Wohnzimmer am Boden an.

 

Was noch wirklich schlimm ist, alleine zu sein, 15 Jahre zu sein, ein Afghanischer Flüchtling zu sein, der am Weg nach Schweden ist, zu seinem Onkel und der Familie, nicht zu wissen wo man wohnt und in Ostdeutschland für kurze Zeit lebt, sich das Essen zusammenschnorrt oder stiehlt und in Kontakt mit Rassisten kommt.

 

Ich frage mich noch immer wieso Rassismus eigentlich nicht schon längst verboten ist, aber das ist ein anderes Thema.

 

Wer sich den Film antut, muss wissen er ist ein ruhiger anspruchsvoller Film, hin und wieder kommen rassistische Bemerkungen rüber, gespielt von Laien, allen voran Alina Levshin, ein Name den ich deswegen erwähne weil sie es verdient hat verewigt zu werden. Sie spielt 'ne 20 Jährige glaube ich, ist in Wirklichkeit eine 27 Jährige Russische Schauspielerin die in Odessa geboren ist, sie ist mir wie alle anderen im Film unbekannt, und das liegt daran dass der Regisseur David Wendt hier seinen 3. Film gedreht hat, den kennt auch keiner, und der sich dachte, nach 2 Jahren Arbeit, dass es wieder Zeit ist für einen Film mit Laiendarsteller, die keiner kennt über ein Thema dass viele Leute bewegt.

 

Ich kenne viele gute Filme über Rassismus, allen voran der hervorragende Film „Wut“ der so was von ins Herz geht, der mich so erschüttert hat, wie gut dass ich keinen Baseballschläger mit 100 er Nägel in der Hand gehabt habe, einen hervorragenden Schauspieler, einer gewöhnlichen Handlung, aber ein Film der echt unter die Haut geht, absolut empfehlenswert, dann kommt gleich „Romper Stomper“ mit dem Jungen Russell Crowe in der Rolle eines Rassisten, dann gleich „American History X“ der einfach nur spitze ist, und jetzt eben der Film.

 

Nun es gibt viele Filme über die Scheiß Rassisten, aber der hier ist meiner Meinung nach was Besonderes, nicht weil er sich nicht einordnen lässt, weil er in Dessau spielt, das ist in Sachsen Anhalt, und nicht weil er ein Thema hat dass wirklich aufwühlt, sondern vor allem deswegen weil alle spielen als wäre keine Kamera da, sie spielen natürlich, nicht super perfekt oder gut, sondern natürlich und das wirkt gut, weil es um Überzeugungen des Hasses geht, Jugendliche in dem Film - es geht ja um eine Gruppe Rechtsradikaler Jugendlicher - reagieren aus Ihrer Überzeugung heraus dass die ganzen Scheiß Kanaken und dreckigen Fidschi Ärsche einfach nichts wert sind, man muss sie ja gleich nicht erschlagen, aber man kann sie beschimpfen, Ihnen was wegnehmen, oder einfach Vielleicht nur bösartig begegnen.

 

Marisa in dem Film ist ein Mädchen dass einfach wütend ist, sie reagiert wie sie will, wann sie will und wo sie will, meistens mit stoischer Ruhe, außer ihr geht was am Nerv dann sagt sie es auch, Marisa im Film, weder hübsch noch eine sehr gute Schauspielerin wirkt durch Ihre Leinwandpräsenz deswegen gut, die Schauspielerin hat sich nicht sonderlich auf die Rolle vorbereitet, weil sie das ganze so spielt als würde sie sich immer dann für etwas entscheiden wenn es gerade der Fall erfordert, will sagen, sie spielt irgendwie ohne Drehbuch, hin und wieder bricht das bei Ihr durch, oder es ist einfach gewollt.

 

Sicher hätte der Film viel spannender sein können, Kämpfe, Jugendliche die um das Lagerfeuer sitzen und Heil Hitler Parolen grölen, sicher gibt es Filme wie „Oi“ oder „Skinhead Attitude“ oder „Inside a Skinhead“ die das unwürdigste Thema der Welt, Hass, so darstellen dass man sich richtig einfühlen kann, dass hat der Film nicht, doch hat er ein Mädchen, ein Rassistisches Mädchen.

 

Es ist nicht gerade so dass ich das sehen möchte, dass ich darauf abfahre, in dem Film gibt es wenig was mich so richtig antörnt, der Film ist fast wie „Kids“, deprimierende Sozialbauten 2 Stunden lange, und verrückt gewordene Eltern, oder wie in dem Film eine beschissene Mutter, die einen Sozialmarkt für Arme Leute führt, die Ihre Tochter etwas vernachlässigt, glaubt dass sie dauernd recht hat, und einfach nur blöd ist, faul ist, ein kleines Sozialschmarotzermiststück, obwohl sie arbeitet. Nicht dass die Mutter faul wäre, nein, sie wirkt wie ein blöder Prolet, keinen Bock für die Erziehung Ihrer Tochter, die gehört eh schon lange aus dem Haus, irgendwie ist die Mutter eine von den Personen die man auf Pro 7 sieht und sich nur wundert wie blöd die Deutschen sind, eine Frau von der Sorte „Willkommen im Asylbau“ oder „Messiealarm“ auf RTL 2, und wer die Show mit der „Richterin Salesch“ kennt, durch und durch blöde Leute, auch wenn es Schauspieler sind, so kann man sich die Hälfte oder fast alle Erwachsenen vorstellen.

 

In der Gruppe natürlich gibt es den Zusammenhalt, man ist stark im Ganzen, im Kollektiv, aber schwach im Einzelnen, und als dann der Moment kommt wo sich Marisa mit Rasul dem 15 Jährigen Flüchtling beschäftigen muss ihm sogar noch Essen schenkt, da beginne ich mich zu freuen denn dann passiert genau das was man oft im Leben sieht, Vorurteile verschwinden ganz langsam, werden immer weniger, man interessiert sich unwillkürlich unabsichtlich für ein gewisses Thema, sei es Mitleid oder Interesse, sei es Geilheit oder man ist besoffen, aber sobald man sich auseinandersetzt mit dem Thema dass man vorher nicht leiden mochte, polt sich dann dein Hirn einfach irgendwann um, hin und wieder von Hass in Toleranz. Schade dass das nicht so leicht geht, mein Plan aber alle Rechtsradikale zum Arschputzen nach Afrika zu schicken ist immer noch ein aktueller Vorschlag an die Bundesregierung.

 

Marisa hat in dem Film einen Freund, Sandro, ein Name der noch in vielen Hirnen der Bevölkerung vorhanden ist, Sandro war der Sandro Beyer, der wurde ermordet von 3 widerlichsten Menschen der NS-Black-Metal-Band Absurd, das ist Nationalsozialistischer Hau Darauf Metall, widerlichster Art, und das Ganze war ein Satansmord, das ganze wanderte lange durch die Presse. Das war 1993, und das Arge, diese Schweine wurden 1998 wieder freigelassen wegen guter Führung, einer davon, der Möbius wanderte nach Amerika aus, wurde wieder in den Knast befördert wegen einem Hitlergruß, und die anderen sind noch frei. Ja Vielleicht kommt mal ein Film über den Fall ins TV oder Kino.

 

In dem Film hat Marisa auch einen großen Fehler getan, sie hat wem aus Aggressivität heraus angefahren mit Ihrem Auto der schwerverletzt überlebte.

 

Eine Szene fand ich gut aber leider nicht gut ausgebaut, als 2 so Ausländer an dem See baden wo Marisa und Clique sitzen hatte ich mir gedacht, es wird gleich brodeln und irgendwer haut irgendwem auf die Schnauze, nein war nicht so, es war eher ruhig, bis auf den Unfall nachher, aber das sieht man sich besser im Kino an.

 

Was in dem Film meiner Meinung nach super aufgebaut war, ist der Innere Konflikt in dem sich Marisa befindet, die sich ihr selbst zusammengeschustertes wertloses Weltbild von einer Gesellschaft von Ariern wieder aus dem Kopf schlagen muss, und ich muss sagen sie ist einer von der harmlosen Sorte, weil sie sich eben mit dem 14 oder 15 Jährigen Rasul auseinandersetzt.

 

In dem Film kommt noch ein Mädchen vor dass meiner Meinung nach ein wirklicher Glücksgriff war. Die 1992 geborene Jella Haase die Svenja spielt, 15 ist sie im Film, 20 in Wirklichkeit, sieht viel jünger aus als sie ist, die flüchtet von Ihrer Familie, ja eine echte Scheißfamilie und flüchtet in die Gruppe um Marisa, da hat sie Anerkennung wie sie glaubt, da ist sie wer, da kümmert man sich um sie, sie ist so 'ne Art kleine verlogene Göre, so 'ne kleine Puppe die man gerne haben muss und die viel Liebe braucht.

 

Der Film steigert sich natürlich, es geht nicht nur um Sex mit Marisa und Sexwunsch von Svenja, nicht nur um Hitler Gruß und Ausländern sondern darum dass Marisa merkt wie Scheiße das Ganze ist, was mich an den Film „This ist England“ erinnert, ein unglaublich guter Film, sondern es geht auch darum dass Svenja um Aufmerksam kämpft in die Gruppe will und den Hass gegen andere akzeptiert, während Marisa eben merkt, dass diese Typen eben falsch liegen.

 

Der Film hat anfangs 'ne Off Stimme, er ist in einer großen Rückblende gehalten, will sagen, der Film fängt am Ende an, am Ende vom Film und man sieht die Vorgeschichte ,so was soll Spannung erhöhen, hat es hier nicht getan, ab Mitte vom Film weiß ich ungefähr wie der Film ausgehen wird, macht aber nichts. Er ist trotzdem gut und sehenswert.

 

Ich glaube was den Film gut macht ist dass der Regisseur einfach den Film dreht wie er ist, ohne Pathos, realistisch, trotzdem nicht wie eine Dokumentation auf ARTE, sondern er macht den Film einfach so wie es das Leben sein könnte, und er hat meiner Meinung nach Erfolg damit, der Film gefällt mir schon nach 20 Minuten sehr gut.

 

Was auch an dem Film eigenartig ist, er bezieht keine Stellung er stellt keine Moralfinger oder gar 'ne ganze Hand auf, obwohl ich mir sehr oft gewünscht hätte, dass in dem Film viel mehr vorkäme wo man sieht was für unnötige Schweine diese Rechtsradikalen sind, wie falsch Ihr Gedankenbild ist, wie schlecht sie von anderen denken, wie dämlich es ist sich nicht mit einem Problem auseinandersetzen zu wollen, sondern es gleich hasst.

 

Svenja im Film spielt 'ne weitere gute Rolle, sie kommt ja aus gutem Haus, sie ist verzogen sie will nicht mehr da mitspielen, die Eltern nehmen sich für sie keine Zeit, das kleine Gör braucht einen Psychiater oder eher mehr Liebe, kein Geld, sie braucht Verständnis und nicht vom Vater eine Zigarette, ja ist 'ne eigenartige Szene, da war alles im Kino ruhig, aber schön wie sie erklärt dass sie nicht raucht.

 

Marisa im Film wird von der Schauspielerin so dargestellt dass sie 2 Gesichter hat, einerseits hat sie einen weichen Kern, kümmert sich um Ihren OPA im Krankenhaus, ist traurig wenn MAMA das Ganze Zeug vom OPA wegschmeißt, ist auf mütterliche Liebe innerlich angewiesen, reagiert aber wie ein Mann, wie ein Killer und ich kann mir die Marisa gut in Militäruniform vorstellen wie sie gerade ihren 28. Menschen killt.

 

Dann kommt eben noch Rasul dazu, mein 2. Gedanke, als Rasul eben am Amt ist, den Onkel anrufen will, ich mag keine Ämter, so viele Ämter sind einfach braun gefärbt, schmeißen Leute in Ghettos, und hoffen dass die Gesellschaft noch normal bleibt.

 

Die Szene wo der Vater von Svenja sie überredet, sie ist ja 15 oder 16, zu rauchen und sich nicht anzuscheißen wenn sie kotzt, das Ganze ist übrigens sehr natürlich gedreht worden, dreht mir irgendwie den Magen um, was für 'ne Irre Gesellschaft.

 

Und dann als Rasul erklärt, er hat kein Geld für die Schlepper die ihn nach Schweden bringen sollen, da erwacht in Marisa Mitleid und genau das meine ich, wenn Mitleid im Spiel ist, sind deine ganzen Konventionen über Board geschmissen und das ist gut so.

 

Der ganze Film besteht aus Emotionalen Krüppeln, innerlich eigentlich, aber man sieht das trotzdem in Ihren Handlungen. Nun ich möchte da keine Matura schreiben, der Film ist nichts für Unterhaltungspuristen, er ist einfach ein nachdenklicher Film der in jeder Schule gezeigt werden sollte.

 

Der Regisseur jedenfalls war in Lübben, Forst, Preschen und hat viele Interviews mit Menschen aus der rechten Szene gemacht und so den Film zustande kommen lassen. Falls wer Zeit hat, sehe er sich die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung an, wo man eben sieht dass der Ausländerhaß viel stärker ist als man in den Medien sieht, innerlich brodelt es und mich würde nicht wundern wenn es einen 2. Hitler geben würde.

 

Früher gab es nicht so starke Gegensetze, jetzt gibt es nur noch Punks, Neonazis und das normale Volk dass von beiden missachtet wird, mehr aber von den Neonazis, denn die sehen sich als was Besonderes an, schade das sie noch nicht kapieren wie die Welt funktioniert, dass Liebe die stärkste Macht ist und dass Hitler eigentlich einer ist der sich selbst erschossen hat, weil er nicht zugeben wollte dass er verloren war, und der noch dazu Irre war. Aber dass wird wohl noch immer nicht akzeptiert.

 

Ein aufrührender wichtiger Film, ja er ist anstrengend und zum Essen oder Naschen ist der Film nicht, aber so vom ganzen her hat er 89,88 Punkte verdient.

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