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Heinrich

Klang von hinen - mehrkanalige Musikwiedergabe

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Nachdem sich aus dem CD=perfekt=Unsinn-Thread eine ganz interessante Nebendiskussion über den Sinn und Unsinn mehrkanaliger Musikreproduktion entwickelt hat, möchte ich diese Diskussion hier aufgreifen und weiterentwickeln.

 

 

Der mehrkanaligen (soll heißen mehr als zweikanaligen) Musikreproduktion stehen ja relativ viele Vorurteile gegenüber:

 

 

1. "Der Mensch hat nur zwei Ohren, und braucht also nicht mehr als zwei Kanäle"

 

2. "Stereo ermöglicht die perfekte Musikwiedergabe, Surround eignet sich nur für Effektmischungen"

 

3. "Von hinten kommt bei einem Konzert auch keine Musik!"

 

4. "Quadrophonie hat auch schon nicht funktioniert"

 

 

Der Reihe nach.

 

Was soll die mehrkanalige Musikreproduktion denn bewirken?

 

Über den Sinn und Unsinn, die Möglichkeiten und Grenzen von Surround-Musikaufnahmen diskutieren die Tonmeister seit der Einführung der DVD (wieder) sehr lebhaft. Der Grund liegt in den nicht zu leugnenden Mängeln einer zweikanaligen Wiedergabe, zum Verständnis ein wenig (stark vereinfachte) Grundlagen der Akustik:

 

 

In einer realen Konzertsituation kann man das Schallfeld, dass den Zuhörer erreicht, grob dreiteilen. Erstens der Direktschall, also der Schallanteil der den Zuhörer "auf geradem" Wege direkt erreicht. Zweitens die sogenannten "frühen Reflexionen", der Direktschall wird von den Wänden/dem Boden/der Decke reflektiert und erreicht auf diesem Umweg den Zuhörer. Drittens der Nachhall, bei dem auch die frühen Reflexionen wieder von den gegenüberliegenden Wänden reflektiert werden, bis sich der (diffuse) Nachhall aufgebaut hat.

 

 

Der Direktschall wird also direkt aus der Richtung des Klangerzeugers kommen, also bei einem Konzert von der Bühne.

 

Die frühen Reflexionen werden den Zuhörer von der Seite, von oben/unten, und von vorne (Reflexionen an der Bühnenrückseite) treffen.

 

Der Nachhall ist nicht ortbar, und (mit Einschränkungen) "gleichmäßig" im Raum verteilt.

 

 

 

Der Direktschall bestimmt die Ortung der Instrumente.

 

Die frühen Reflexionen bestimmen die Raumgröße (je später sie eintreffen, umso weniger dicht diese sind, umso größer ist der Raum - der Direktschall braucht länger, bis er auf ein reflektierendes Hinderniss trifft)

 

Der Nachhall bestimmt die Diffusität/die "Halligkeit" des Raumes. Diese ist notwendig um z.B. eine gewisse Dynamik zu erreichen. Ein nur leises gespieltes Instrument wird den Raum gar nicht oder kaum anregen, ein Tutti eines Orchesters hingegen wird zu einer starken Raumantwort führen und damit die Gesamtlautstärke noch einmal erhöhen.

 

 

Bei der zweikanaligen MusikAUFNAHME bleibt einem nun nichts anderes übrig, als Direktschall, frühe Reflexionen und Nachhall so "abzustimmen" (durch die Position der Mikrophone, durch eine entsprechende Mikrophonierung), daß alle Komponenten von VORNE kommen (Zum Glück fällt das Ohr auf dies Täuschung herein).

 

Das Problem dabei ist allerdings, daß man nun, will man bewußt den Nachhall eines Raumes darstellen (großer Konzertsaal, z.B. bei einer Mahler-Sinfonie) zwangsläufig Ortung verliert, da man mit der Nachhallfahne dann auch die Deutlichkeit des Direktschalls/der frühen Reflexionen zu einem gewissen Grad zudeckt.

 

 

Anders bei der mehrkanaligen Musikreproduktion.

 

 

Hier lassen sich nun Direktschall/frühe Reflexionen und Nachhall auf die verschiedenen Kanäle legen.

 

Im Klartext: Ich verliere nun endlich nichts mehr an Deutlichkeit der Instrumente, da ich vorne nur sehr wenig Nachhall abbilden muß, und die eigentliche Hallfahne von den hinteren Lautsprechern wiedergegeben wird.

 

 

Was nun in der Theorie nicht so überwältigend klingen mag, hat in der Praxis der Musikwiedergabe gravierende Klangveränderungen zur Folge.

 

 

Es wächst

 

- die Deutlichkeit

 

- die rämliche Abbildung (Ortung/Tiefenstaffelung)

 

- die darstellbare/akzeptierte Dynamik (da der Wiedergaberaum nun wesentlich gleichmäßiger beschallt wird)

 

 

Gerade bei klassischer Musik sind die Verbesserungen also gewaltig!

 

Aber auch in der Popmusik eröffnen sich völlig neue Perspektiven. Dichte Arrangements können auf mehrere Kanäle verteilt werden (hervorragende Beispiele dafür sind Stings "Ten Summoner's Tales" und Lyle Lovetts "Joshua Judges Ruth", beide dts). Man stelle sich das Ganze einmal bei Pink Floyd vor...

 

 

Conclusio: Die schöne neue Welt der Musikwiedergabe hat gerade erst begonnen - und ist sicherlich nicht zweikanalig!

 

 

Heinrich

 

 

P.S.: ...zur Quadrophonie - da nun stieß die Schallplatte an ihre technische Grenze - und außerdem war's ein perfektes Beispiel dafür, wie Firmeneitelkeiten eine an sich nicht dumme Idee problemlos vereiteln können...

 

 

 

 

 

 

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Hallo Heinrich :D

 

Wenn Du einen Beitrag derart gewaltig (und mE völlig überzeugend)

beginnst, dann gibt es eigentlich nichts mehr zu sagen *g*

 

Auch ich schliesse mich Deiner Aussage an:

Die Zukunft ist ganz sicher (bzw Hoffnungsweise) nicht Stereo!

 

 

Musikalischer Gruß

 

      Michael

 

http://www.centric-project.de/forum/centric.gif

 

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Darum habe ich vor einiger Zeit mich mit den Mehrkanals-Aufnahmen (in erster linie Klassik) beschäftigt und bin seit einiger Zeit dabei meine Sammlung auf DD 5.1 Aufnahmen umzustellen...

 

deadalus

 

 

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Gast TheBaYona

Ein sehr interessantes und gut geschriebenes Posting. Ich hoffe auch, das wir endlich von Stereo zu Mehrkanalaufnahmen kommen. Der Unterschied ist hier mindestens genauso groß wie damals der Wechsel von Mono- auf Stereosysteme.

 

Die Kunst was sinnvolles daraus zu machen liegt

wieder an den Tontechnikern- und ingenieuren, die

solche Tonträger mastern bzw. produzieren.

 

Ich freue mich schon auf gute DVD-A und SACDs :-)

 

saludos de bayona.

 

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Hallo Heinrich,

 

dein Posting war für mich auch plausibel.

Wenn ich die ganzen Vorzüge wahrnehmen möchte, muß ich dann mit dem Zollstock messen, wo ich sitzen darf, und darf mich dann auch nicht mehr bewegen, damit der Räumlichkeitseindruck nicht zusammenbricht ?

 

Gruß

 

Daniel

 

 

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Hallo Heinrich,

 

zwar kann ich Deiner Argumentation recht gut folgen, aber das Fazit, daß die Zukunft aus mehr als zwei Kanälen bestehen sollte, möchte ich nun doch nicht so stehen lassen.

 

Jeder zusätzliche Kanal kostet dem Endverbraucher mehr Geld. Um hochwertige Anlagen mit mehr Kanälen zu versehen müßte man entweder noch tiefer in die Tasche greifen oder, was ich eher glaube, man wird das gleiche Geld durch fünf oder mehr Kanäle teilen. Somit sehe ich eher einen Rückschritt bei der eigentlichen Klangqualität!

 

Nur eine konsequente Mehrausgabe würde das verhindern, aber im Massenmarkt sehe ich dadurch eher eine Klangverschlechterung.

 

Somit bleibt für mich die Mehrkanaltechnik immer nur ein Tonsystem für den Film/Heimkino.

 

Grüße,

Amin

 

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>>Jeder zusätzliche Kanal kostet dem Endverbraucher mehr Geld. Um hochwertige Anlagen mit mehr Kanälen zu versehen müßte man entweder noch tiefer in die Tasche greifen oder, was ich eher glaube, man wird das gleiche Geld durch fünf oder mehr Kanäle teilen. Somit sehe ich eher einen Rückschritt bei der eigentlichen Klangqualität!

 

Sicher ... das kann (und wird) wohl passieren.

Gerade bei solchen 5.1 Aufnahemn wird es sehr sehr wichtig wirklich alle kanäle mit identischen oder zumindest sehr ähnlichen ls auszurüsten.

Solange die Media-Amrkt Politik vorherrscht (nimm was billich iss...) werden viele Leute sicher nie in den Genuss von gutem Surround kommen. Das stimmt wohl.

Allerdings muss ein gutes 5.1 System nicht teuer sein. DU musst ja nur einen ordentlichen LS 5 mal aufstellen evt. 6 mal für 6.1) ...

Eine schöne selbstgezimmerte regalbox mal 5 plus ein sub dazu ... das ist nicht allzu schlimm.

wenn du aber 5 hai-ent boxen kaufst wirds teuer

 

daedalus

 

 

 

 

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Hallo Amin

 

Natürlich ist alles eine Kostenfrage und bessere kostet fast immer mehr!

Die Bereitschaft der Leute, mehrere Lautsprecher aufzustellen

(und Frauen hassen das), ist aber im Heimkinobereich bereits erkennbar!

Ebenso ist zu erkennen, daß sowas relativ günstig angeboten wird.

Wieviel man gesamt ausgeben möchte liegt ja bei jedem anders.

Wenn die Scheiben allerdings für Mehrkanal abgemischt sind

und (wie bei zB bei DolbyDigital) nur als kompromissbehafteter

Stereo-Downmix alternativ zu fahren sind, dann wird

man sich sicher schnell überlegen ob man erweitert oder nicht.

Schliesslich wird es vermutlich immernoch besser klingen,

wenn man für hinten etwas gutes (und nicht ausgezeichnetes)

nimmt...als wenn man ganz auf diese Mehrinfornation verzichtet.

Ich denke durch Mehrkanalbetrieb wird die Authenzität

BETRÄCHTLICH besser werden und somit ein besserer Klangeindruck entstehen!

 

Stereo war auch teurer als Mono, dafür wird aber auch mehr geboten :D

 

Die nicht unbeträchtliche Menge an Heimkinonutzern haben aber

bereits den Grundstein für Mehrkanalbetrieb im Musikbereich gelegt.

Wenn man auch nur mal eine mittelmäßige Heimkinoanlage

auf Stereo schaltet, dann wird einem klar worauf man verzichtet!

 

 

 

Musikalischer Gruß

 

      Michael

 

http://www.centric-project.de/forum/centric.gif

 

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Gast TheBaYona

Also ich bin mit Heimkino und Surround richtig zufrieden. Meine Anlage läuft zuhause im 24-std. Dauerbetrieb (sowohl Musik als auch Fernsehen). Man glaubt es garnicht wie wieviel besser schon Fernsehen klingen kann und Spaß macht, wenn man mit DSP-Programmen etwas nachhilft. Meine Anlage ist sicherlich auch keine Referenz aber in den letzten Jahren klingen selbst Surround-Receiver(beziehe mich da auf die QS von So-nie) alle besser als mein damaliger Vollverstärker.

 

Für die Preise wird schon die Industrie sorgen, mittlerweile jeder Lautsprecher-Hersteller hat kleine Rear- und Centerboxen im Programm die wirklich fast null kosten (PlusXL von Canton für 400.- das Paar oder Center AV700 für 299,-)

 

saludos de bayona.

 

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Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, daß auf dem Mehrkanalsektor noch lange kein Ende abzusehen ist.

Derzeit ist man ja schon bei, ich glaube 9 Kanälen. Der letzte war soviel ich weiß "the voice of god" und kommt von oben. Der Heimanwender hinkt hier immer hinterher. Vor allem finanziell gesehen.

 

Trotzdem meine ich, daß die Qualität einer Musikreproduktion OHNE Effekte leiden wird. Ehrlich gesagt ist mir guter Klang über zwei Kanäle lieber als ein kompromissbehafteter etwas schlechterer Klang über mehr Kanäle.

 

Für das Heimkino habe ich dagegen überhaupt kein Problem, hier sind Effekte sogar sinnvoll, aber bei Musik konzentriert man sich viel stärker auf den Klang, da ja das dazu Bild fehlt. Und schon hört man mehr Fehler heraus die beim Heimkino weniger stöhrend waren.

 

Von Mono auf Stereo war's ja noch bezahlbar, aber von Stereo auf 5 bis 9 Kanälen?

 

Bei einer Stimmenreproduktion z.B. ist meiner Meinung nach die Klanggüte entscheidend nicht die Anzahl der Kanäle. Da können mehr Kanäle eher schaden.

 

Grüße,

Amin

 

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Hi,

 

da ich ebenfals klassik-fan Bin und auf räumlichkeit/surround stehe, würde mich interessieren wie wichtig in der praxis die qualität der surround-kanäle ist und ob man den center braucht. Jeder wiederholt, das sie gleichwertig sein müssen, aber bleiben wir realistisch. Jeder, der sich seit längerer zeit mit audio beschäftigt, hat mehr oder weniger optimiertes stereo setup und es wird finanziel meisten problematisch das gleiche niveau (z.B. bi-amping) bei den surrounds einzuhalten. Ausserdem braucht man für reine musik(klassik)-wiedergabe (also keine videos mit dialogen) den center, oder reicht die phantom variante. Lasse ich den sub konventionel parallel zu den hauptboxen laufen, oder nutze ich den dedizierten sub-ausgang, der aus meiner sich mit 80Hz unbrauchbar ist?

Irgendwie fehlen mir die infos über die musikalische seite der surround-geschichte. Alle schreiben über video, aber das interessiert mich nur am rande. Bei audio "spielt die musik" - diesmal im wahrsten sinne des wortes. Gibt es hier erfahrungen?

 

Gruß,

 

xajas

 

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