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Witte

high end 2003 Erlebnisse

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Hi Musikfreunde,

 

Hier meine persönlicher und natürlich völlig subjektiver high end 2003 Bericht. Highlight war für mich echtes Musikhören - single point microphone Aufnahmen versus "klassischen" Vielmikroaufnahmen. Nicht Technik, sondern Hörerlebnis.

 

Ich fand die high end dieses Mal irgendwie schlapp. Es hat sich etwas erschöpft, so mein Eindruck. Interessant fand ich fast nur kleiner Aussteller, die die Nische suchen und finden müssen. Eine teure Nische, 5000€ Raummiete für akustische Katastrophen. Wer da nicht ein W4-Erstehilfeköfferchen für weitere viele tausend Euronen parat hat, fällt schon negativ auf. Technisch nicht viel Neues, außer mehr und mehr Röhren und entsprechend empfindlicher Schallendes mit genug Membranfläche. Dennoch habe ich wieder keinen für meine Begriffe wohnraumfreundlichen BB gehört, der es mir hätte antun können.

 

Richtig prickelnd fand ich nur einen kleinen Raum im dritten Stock. Rainer Israel, bei Darmstadt ansässiger Vertreiber von hauptsächlich JJ electronics Röhrenamps (super Preis-Leistungsverhältnis, tolle Optik, made in Tschechien), hatte einen alternativen Tonmeister, Knuth Becker aus Berlin, eingeladen. Herr Becker kommt von der professionellen Musikseite (Akustikgitarre), die Technik ist ihm Hilfsmittel zum Zweck: möglichst authentische Aufnahmen einzufangen. Seine Philosophie ist simpel: EIN Stereo Kugelmikro und einen gut klingenden Raum, Musiker ohne Aufnahme-genervte Gesichter, nicht mehr. Sein Lautstärkeregler ist der Abstand Musiker-Mikro, seine Sounding ist der echte Raum mit guter Akustik und die Positionierung, sein Umgang mit Musikern ist der Entstresser. Man kann unter www.labelharp.de mehr erfahren. Herr Beckers käuflicher CD-output ist noch überschaubar, aber es geht voran. Bei der zwanglosen Vorführung brachte er diverse Aufnahmen eines breiten Spektrums zu Ohr: Gitarrist, tlw. mit Gesang; Saxophon; Flötenkonzert; div. Klassikkonzerte; alte Musik; Scar-Punk-Band; Songwriter. Fast alles in einer Konzertkirche oder einem Rundfunk-Sendesaal mit toller Eigenakustik aufgenommen. Die Anekdoten der Aufnahmeentstehung sind sehr interessant. Man rennt ihm allmählich die Bude ein, gut für Musikfreunde.

 

Schon ohne jeglichen Vergleich fiel auf, dass seine Aufnahmen einfach extrem gut sind. Sie klingen räumlich-echt, lebendig, explosiv dynamisch und einfach extrem musikalisch. Es steht einem live-Erlebnis nur wenig nach, das verwunderte viele Hörer. Richtig deutlich wurde das bei unfreiwillig komischen Vergleichen von "Profi"-Aufnahmen derselben sessions in denselben Räumen. So "durfte" Herr Becker sein eines Mikro manches Mal in die 20-Mikro-Profiumgebung technisch begnadeter Tonings stellen und mal "alternativ" mit aufnehmen – wenn auch Feintuning durch "Musikerverrücken" nicht möglich war. Die Profiaufnahmen nahmhafter Toning und namhafter Labels klangen vergleichsweise "sumpfig" und tot, viele Mikros für dasselbe Signal – Auslöschungen, Überlagerungen, Pseudoklangfülle. Etwa ein Flötenkonzert, 12 Flöten aller Arten. Man wusste nie richtig, wie viele Flöten spielten, das Trennen der Flöten war fast unmöglich. Bei der Einmikroaufnahme konnte man jeden einzelnen Flötisten förmlich sehen und fühlen, so viel dynamischer und klarer kam alles rüber. Der Raum klang völlig echt, bei der Profiaufnahme wirr konstruiert. Wer nun dachte, das machte nur bei Klassik Sinn, wurde durch die Aufnahme der Punk-Scar-Band in einer Schulaula widerlegt. Die Aufnahme klang derart livehaft-spritzig, dass man glaubte, in jener Aula zu weilen. Die – und deswegen kam die Band auch auf Herrn Becker zu – zum Vergleich herangezogene letzte Studioaufnahme-CD der Band klang langweilig, gebremst, matt, undurchdringbar, der scar stand still. Am atemberaubendsten waren aber Solo-Aufnahmen mit Gitarre, Gesang und Sax in der Konzertkirche. So echt kann eine Aufnahme rüberkommen, so kann Musik aufgenommen klingen...

 

Mir fällt immer ein Zitat meines Kumpels, Oper Ff. Schlagzeuger, ein: es gäbt Tonmeister, die von der Musikseite kommen und Tontechniker, die von der Technikseite kommen. Musik aufnehmen könnten nur die Tonmeister, die Techniker könnten nur die Musiker wahnsinnig machen. Da er schon bei etlichen CD-Aufnahmen und Radiokonzerten mitspielte und die Klangergebnisse kennt, glaube ich ihm das ganz stumpf. Mir ist jedenfalls klar geworden, dass viele direkt aufnehmende Mikros Nachteile bringen, wenn der Raum an sich halbwegs brauchbar klingt. Aber die Existenzberechtigung und Kompetent der Tonings hängt wohl proportional mit der Masse an eingebrachtem Equipment zusammen. Wer Jazz oder Klassik mag, versteht, warum die Aufnahmen der 50er Jahre, selbst Monoaufnahmen, so genial klingen – trotz Rauschens, begrenzter Transparenz etc.

 

Rainer Israel führte übrigens eine 8Watt single ended Triode der JJ electronics Reihe an der Refernce 3A (s. Thread in Lautsprecher) vor. Quelle war normaler Sony CDP mit irgend einem etwas besserem Studio-DAC. Bei der Klangqualität der Becker-Aufnahmen vs. Der Profi-Aufnahmen wurde eines deutlich: die Aufnahme macht maßgeblich das erreichbare Musikergebnis aus. Obwohl die Kette und speziell die 3A wirklich traumhaft klingen. War sehr aufschlussreich!

 

Was hattet ihr für highlights?

 

Gruß

 

Klaus

 

 

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. . . meine Rede seit ´38. Am Besten mit MSW ;-).

 

Auf ´ner HighEnd war ich schon seit Jahren nicht mehr - werd ich auch nicht mehr hingehen in diesem Leben, Mir tun die Aussteller immer leid, die sich die Fragen und Kommentare der ganzen "HighEnder" anhören und trotzdem höflich bleiben müssen . . . .

Aber wegen Knuth Becker allein hat´s sich wohl schon gelohnt, lese ich aus Deinen Zeilen. Kann ich verstehen!

 

Gruß, Klaus

 

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Hallo Klaus,

 

ist es nicht so, daß die Aus-/Hersteller die sog. Highender mit produzieren und fördern, gut an ihnen verdienen und auf der Messe sog. Voodooartikel wie warme Semmeln anbieten?

Nachbarthreats (grüne Scheiben bzw. I. Hansen) bringens auf den Punkt.

 

Mir täten die Aussteller eher leid, falls sie einer darauf anspricht, daß Kabel, CD-Player u. s. w. alle gleich klängen und daß "Mainstreamware" völlig ausreicht.

 

Gruß

 

Micha L

 

 

 

 

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Hallöchen, Klaus!

 

Natürlich hat die Aufnahme von einem Punkt und zwei hochwertigen Mikrofonen, resp. ´nem Stereomikrofon einige unbestreitbare Vorzüge, vor allem was räumliche Darstellung und Transparenz angeht, auch die Dynamik wird meist sehr lebendig erhalten. Allerdings darf man nicht übersehen, daß diese Aufnahmeteschnik auch ihre natürlichen Grenzen hat, z.B. in undisziplinierten Musikern. Als Tonmann im Livebetrieb krieg´ich reihenweise vor allem Gitarreros und Schlagzeuger mit, die ihre eigene Lautstärke einfach nicht im Griff haben und sich früher oder später "verausgaben". Bei ´ner noch so gut aufgebauten Stereomikrofonaufnahme würden die irgendwann einfach jede Aufnahme versauen. Hast du sie auf einem eigenen Kanal kannst du sie sogar live einfach leiser drehen, fertig. Bei ´ner Stereoaufnahme müsstest du abbrechen und neu beginnen, solange bis es klappt, die besten Momente sind dann schnell nicht mehr nutzbar; Einzelspuren könnte man notfalls hinterher nochmal einspielen... Du siehst, die reine Stereoaufnahme setzt eben auch den idealen und disziplinierten Musiker voraus.

Zum anderen kannst du bei ´ner reinen Stereoaufnahme auch nur begrenzt am Einzelinstrument arbeiten; ein Beispiel: bei vielen aktuellen Musikstilen bekommt der Base-drum am besten jede Menge Druck im Tiefbass (ein britischer Kollege spricht sehr anschaulich davon, daß ihm die Base-drum die Eier schaukeln müsse...). Soviel Druck kannst du aber nur erzeugen, wenn du die Base-drum auf ´nem eigenen Kanal liegen hast, sonst würde dich bei den Gesängen beispielsweise der Trittschall "umbringen".

Ausserdem ist es ja auch nicht so, daß jede Vielspuraufnahme schlecht wäre, oder...? Hör´Dir beispielsweise ECM-Aufnahmen an, die in den allermeisten Fällen mit lauter Einzelmikrofonen und digitalem Hall speziell für jeden Kanal aufgenommen sind, die trotzdem ausgezeichnet, auch sehr dynamisch und lebendig klingen und eine zwar künstliche, aber trotzdem ausgesprochen echt und natürlich wirkende Räumlichkeit erzeugen können.

Ich denke beide Techniken haben ihre Berechtigung und ergänzen sich in ihren Möglichkeiten; entscheidend ist einfach wer was aus diesen Möglichkeiten macht.

 

Schöne Grüße, Günther

 

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Hi,

 

soweit ich mal gehört habe, haben Miles Davis oder

die Beatles ihre Aufnahmen in einem Raum, aber

abgeschottet durch Trennwände eingespielt ...

 

also getrennte Spuren, aber ein Raum ...

 

Auf der HihgEnd war ich schon seit 96 nicht mehr,

gab´s da nicht ein Gerücht (von riechen), das

nächstes Jahr Ende sein soll ?

 

ciao

Matthias

 

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Tachchen Günther!

Klar, One Point Recs. sind 1.nat. kein Allheilmittel und 2. auch eher für akustische Instrumente oder Stimmen/Chöre von Vorteil. Niemand - nichtmal ich - wäre so wahnsinnig, eine Rock-Formation mit einem StereoMic aufzunehmen . . . ;-). Und an die BassDrum gehört halt ein hart angesteuertes Mic, besser 2: eins direkt an der Fußmaschine und eins direkt rein. . . :-).

Auch bei großen Räumen würde ich ungern ohne Stütze arbeiten - trotzdem bin ich wie Klaus der Meinung (übrigens auch - ich weiß nicht, ob das schon hier ´rübergekommen ist ;-) -

im Bezug auf LS und Elektronik); Weniger ist auf jeden Fall Mehr!

Beim meist vorhandenen Produktions-/Zeitdruck wäre es in 80% aller Fälle gar nicht möglich, stundenlang Musiker oder Sänger hin und her zu schieben, bis die tonale Balance für´s Mikro stimmt. Aber wenn es möglich ist, ist´s halt schon klasse!

 

Grüezi, Klaus

 

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Moin moin!

 

Ich sehe schon, wir sind uns einig! :-) Auch in Bezug auf LS und Elektronik...

Allerdings muß ich zugeben, daß ich natürlich durch den Live-Betrieb mit zeitgenössischer Mucke ein bisschen "versaut" bin. So ab 18 Kanälen pro Band ist da halt normal, über 30 auch nicht selten, neulich hatt´ich ´n Schlagzeug mit insgesamt 13 Kanälen... Aber live kommt die "Räumlichkeit" ja eh´zu zwei Dritteln nur vom Sehen.

Hab´am letzten Wochenende aber ´nen Livemitschnitt von Trompete und Klarinette über ´n Stereomik in ´ner Schloss-Scheune gemacht ohne jegliche Komprimierung o.ä. nur mit dem natürlichen Hall und die Natürlichkeit, Dynamik und Räumlichkeit der Aufnahme ist schon exorbitant.

 

Na denn, schöne Grüße, Günther

 

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Hallo Matthias

 

>>>gab´s da nicht ein Gerücht (von riechen), das

nächstes Jahr Ende sein soll ?<<<

 

Ende in Frankfurt - ja. Die High End findet nächstes Jahr in München statt.

 

Grüße, Amin

 

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Hallo Günter&andere,

 

danke für Eure Erläuterungen. Verständlich, daß das beschriebene Aufnehmen sehr speziell ist - und daher nur selten greift. SCHADE!

 

Kaum auszudenken, wenn man manche Lieblings-CD "SO" aufgenommen hören könnte. Beispiel: Buena vista social club. Wie man im Film sieht, haben etliche Mikros arbeiten müssen. An Sumpfigkeit ist die Aufnahme daher wohl auch kaum zu überbieten. OBERSCHADE!! Man hört teilweise richtig, wie eine Spur aufgemacht wird und ein vorhandener authentischer Teilraum völlig zusammenbricht. Dabei geht Dynamik und Durchzeichnung flöten. Aber klar, wie wollte man es sonst aufnehmen unter solchen Randbedingungen...

 

Ich "liebe" viele Jazz-Aufnahmen aus den mitteleren Fünfzigern - zwei-Mikro Stereoaufnahmen, bei denen einem der Atem stehen bleibt.

 

Gruß

 

Klaus

 

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LETZTE BEARBEITUNG am: 05-Jun-03 UM 08:58 Uhr (GMT) [p]

 

. . . . genau so ist das! Da haben die Leute auch noch aufmerksamer hingehört da war Musik noch nicht ein solches Massenprodukt mit Ex-und-Hopp-Qualität. Die Durchsichtigkeit und Natürlichkeit ist oft absolut begeisternd.

 

 

Gruß, Klaus

 

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Hallöchen, Ihr zwei Nostalgiker! ;-)

 

Jetzt macht aber mal halblang...! :-)

Klar gibt es aus den 50ern ´ne Menge schöner Aufnahmen, aber es ist ja nicht so, daß heute nur Müll produziert werden würde und damals kein Müll produziert worden wäre...

Ich bin auch nicht der Meinung, daß die "Leute" heute weniger hinhören würden als früher, es gab meiner Meinung nach immer die große Menge, die einfach mehr oder weniger nebenher konsumiert und die Leute, die bewußt und aufmerksam Qualität zu schätzen wissen.

Die ganzen Rahmenbedingungen haben sich einfach verändert; jede Schülerband produziert heute ihre eigene CD, nie waren die Möglichkeiten vielseitiger, nie waren die Möglichkeiten in irgendeiner Form Musik zu veröffentlichen allgemein zugänglicher als heute und das finde ich auch sehr gut so. Selbst den tatsächlich Interessierten war doch immer nur ein sehr selektives Bild der Musikwelt zugänglich, heute kann man sich frei durch alle Nischen und Räume bewegen... Heute können durchaus auch Nischenmusiker von ihrer Kunst leben, war ja auch nicht immer so.

Es ist nur so, daß die "Konsummusik" heute sehr kurzlebig ist und durch die heute übliche umfassende Dauerberieselung in extremer Menge produziert werden muß, was dann auch automatisch die Qualität drückt... Zum anderen muß Konsummusik, die für die typische Nebenher-Berieselung gemacht wird ja auch entsprechend komprimiert sein, um sich auch leise in nebengeräuschbehafteter Umgebung noch durchzusetzen... Kestudio erzähl´ich damit ganz bestimmt nichts Neues; ich schreib´das auch nur, da beim Leser des Artikels so ein falsches Bild entstehen könnte...

 

Schön Grüße, Günther

 

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< aber es ist ja nicht so, daß heute nur Müll produziert werden würde und damals kein Müll produziert worden wäre...>

 

. . . . so hatte ich´s nun auch wieder nicht gemeint ;-) .

Bin halt im Laufe der Zeit ein Verfechter der Minimalisierung geworden - aufgrund von Erfahrungen, nicht Ideologien.

Und auch nicht aus Nostalgie. . . .

Ich find´s absolut als Bereicherung, daß es (fast) jedem möglich ist, seine Musik herzustellen und zu verbreiten. Dabei sind absolut faszinierende Arbeiten entstanden, die früher nie jemand zu hören gekriegt hätte. Wobei es mir - offen gesagt - der Gehalt wichtiger ist, als die klangliche Qualität, die bei elektronischer Musik sowieso

eigentlich nicht vorhanden ist, denn: woran will man sie messen?

Bei einer Oboe kann ich sagen: ja, so hört sich eine Oboe an oder nein, so hört sich eine Oboe nicht an. Bei einem elektronischen Ton kann ich das nicht und das empfinde ich als positiv: ohne die Realität als Vergleich heranzuziehen liegt die Konzentration stärker beim Inhalt.

 

Gruß, Klaus

 

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